Die Falken Sachsen als Kinder- und Jugendselbstorganisation möchten ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche sein. Die Falken haben in den vergangenen Jahren ein System zur Prävention und mögliche Handlungsstrategien auf allen Ebenen unseres Verbandes ausgearbeitet sowie eine Kultur der Aufmerksamkeit entwickelt. Aufmerksamkeitskultur beschreibt, dass wir einen offenen und transparenten Umgang mit den Fragen von Prävention pflegen. Das beinhaltet, dass wir mit unseren Mitgliedern, Ehrenamtlichen Gruppenhelfer*innen sowie unseren teilnehmenden Kindern und Jugendlichen Standards entwickeln sowie den Informations- und Kommunikationsfluss stetig erhöhen.

Als Kinder- und Jugendverband sehen wir unsere besondere Verpflichtung in der Prävention von sexualisierter Gewalt. Daher legen wir hier unseren Arbeitsschwerpunkt im Kinderschutz. Die Themen Sexualität und sexalisierte Gewalt werden seit Jahrzehnten in unserem Verband bearbeitet, es gibt eine sehr hohe Selbstverpflichtung in unserem Selbstverständnis als Falken sowie verschiedene Handlungsstrategien sexualisierte Gewalt zu verhindern.

Auf den folgenden Seiten wollen wir euch zum Thema informieren und zeigen, wie wir mit diesem Thema im Verband arbeiten.

Ansprechperson Kinderschutz

Der Kinderschutz wird durch unsere Landesgeschäftsstelle koordiniert. Alle Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt sowie Intervention werden durch den*die Jugendbildungsreferent*in und den Vorstand abgestimmt.

Ansprechpersonen

Unsere Ansprechpersonen für Kinderschutz haben die Aufgabe, die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen zu koordinieren und Beratungen zu Fragen des Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung zu organisieren und durchzuführen.

Lena Klemz, im Landesvorstand der SJ – Die Falken Sachsen

lena.klemz@falken-sachsen.de

Ildikó Jahn, Hauptamtliche der SJ – Die Falken Sachsen

ildiko.jahn@falken-sachsen.de

Falls ihr diesen Personenkreis als Vertrauenspersonen ausschließt, meldet euch bitte in unserem Bundesbüro.


Unser Verständnis

Der Kampf gegen Sexualisierte Gewalt ist politisches Ziel

Die Falken setzen sich gegen Sexismus ein. Als Sexismus wird die auf das Geschlecht bezogene Diskriminierung bezeichnet. Unter dem Begriff werden Geschlechterstereotype, Affekte und Verhaltensweisen gefasst, die einen ungleichen sozialen Status von Frauen* und Männern* zur Folge haben oder darauf hinwirken. Sexuelle Gewalt ist Machtmissbrauch. Sexismus ist Machtausübung.

Sexuelle Übegriffe finden meistens im nahen Umfeld, wie Familie, Schule oder Jugendgruppe statt. Sexualisierte Gewalt ist für uns Ausdruck der patriarchalen Herrschaftsstrukturen der Gesellschaft. Daher ist der Kampf gegen sexualisierte Gewalt nicht nur ein pädagogisches, sondern auch politisches Ziel.

Selbstverständnis – „Nein heißt Nein“

In Deutschland wird der Begriff „sexueller Missbrauch“ in der breiten Öffentlichkeit, in den Medien und von vielen Betroffenen verwendet. Auch das Strafgesetzbuch spricht von sexuellem Missbrauch, meint aber anders als der allgemeine Sprachgebrauch damit nur die strafbaren Formen sexueller Gewalt.

Fachpraxis und Wissenschaft sprechen häufig von „sexueller Gewalt an Kindern bzw. Jugendlichen“. Diese Formulierung stellt heraus, dass es sich um Gewalt handelt, die mit sexuellen Mitteln ausgeübt wird. Der ebenfalls verwendete Begriff „sexualisierte Gewalt“ geht noch einen Schritt weiter und verdeutlicht, dass bei den Taten Sexualität funktionalisiert, also benutzt wird, um Gewalt auszuüben.

Sexualisierte Gewalt beschreibt eine sexuelle Handlung, die gegen den Willen einer Person an ihr ausgeführt wird – also jede Handlung, durch die ihre psychische oder körperliche Unversehrtheit verletzt wird. Gewalt beginnt, sobald die persönliche Grenze überschritten wird, häufig um die andere Person zu kontrollieren oder Macht auszuüben. Ab wann eine Grenze überschritten wird, entspricht nicht nur dem, was gesamtgesellschaftlich als Grenzüberschreitung gewertet wird. Grenzverletzungen sind stattdessen häufig subtiler und auch deshalb schwerer zu benennen, weil es an einem Diskurs über unterschiedliche Formen der Grenzüberschreitung fehlt. Davon abgesehen sind unsere Lebenswege manchmal sehr individuell und wir erleben manche Situationen, auch Grenzverletzungen, dementsprechend unterschiedlich. Deshalb können andere letztlich nicht beurteilen, wie wir uns mit bestimmten Dingen fühlen. Das psychische Leid, welches durch die Verletzung zugefügt wird, kann daher nicht objektiv bewertet oder gemessen werden. Hierbei sollten verschieden Formen der Gewalt nicht gleichgesetzt oder banalisiert werden.

Sexualisierte Gewalt ist für uns jedes sexuell belegtes Verhalten, das nicht erwünscht ist und als respektlos und verletzend empfunden wird. Zum Beispiel

  • anzügliche Witze
  • die unerwünschte Darstellung von Menschen als Lustobjekte
  • taxierende Blicke
  • unerwünschte Berührungen
  • abfällige/sexistische Bemerkungen über Aussehen, Verhalten und Privatleben
  • unerwünschte Aufforderungen und Annäherungsversuche, die mit Versprechen von Vorteilen oder Androhung von Nachteilen einhergehen
  • strafrechtlich relevante Tatbestände wie Stalking, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung.

Was als sexualisierte Gewalt gilt, soll von den Betroffenen definiert werden. Es geht darum, statt objektiver Kriterien das subjektive Erleben in den Mittelpunkt zu rücken. Das was als sexualisierte Gewalt empfunden wird, ist somit auch sexualisierte Gewalt. Dies soll zum einen verhindern, dass Frauen*, Männer*, Kinder und Jugendliche unter Rechtfertigungsdruck geraten, wenn sie von sexualisierter Gewalt ihnen gegenüber berichten. Zum anderen kommen damit auch Formen sexualisierter Gewalt in den Blick, die nicht durch das Recht definiert sind.

Organisationsaufbau

Durch hierarchische Strukturen können bestehende Abhängigkeits- und Machtverhältnisse ausgenutzt und so Grenzverletzungen gefördert werden. Die Falken versuchen ihre hierarchische Struktur auf ein Minimum zu reduzieren und achten zudem auf ausgeglichene Geschlechterverhältnisse. Der Vorsitz des Verbands wird durch eine geschlechterparitätische Doppelspitze gewährleistet. Ebenfalls wird in kleinen Teams und Arbeitsgruppen darauf geachtet, dass die Zusammensetzung dieser Gruppen geschlechterdivers gestaltet wird (bspw. Gruppenhelfer*innen im Zeltlager).

Wir streben eine möglich flache hierarchische Organisationsstruktur an, in der im Gegensatz zur steilen Hierarchie Ranghöhere wenige Eingriffe in Entscheidungen Rangniedrigerer vornehmen. Wir setzen in unserer Arbeit auf Eigeninitiative und -verantwortung. Innerhalb der Trägerstruktur arbeiten die Mitglieder der höchsten Hierarchieebene nicht ausschließlich zusammen. In die Vorstandsarbeit werden Mitglieder involviert und die Vorstände arbeiten in Projekten und der Gruppenarbeit. Aufgaben der Führung und Entscheidungsfindung werden tendenziell an untere Ebenen verteilt. Die Koordination auf mehreren Hierarchieebenen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen ermöglicht es, dass Aufgaben weitestgehend unabhängig voneinander erfüllt werden können. Den Gesamtüberblick haben die Vorstände und die*der Jugendbildungsreferent*in.

Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen

Präventionsarbeit lässt sich nicht auf Verhaltensregeln reduzieren. Vielmehr bedeutet sie eine kontinuierliche Erziehungshaltung. Das Hauptanliegen von Präventionsarbeit ist es, die Widerstandsfähigkeit und Autonomie von Mädchen* und Jungen* zu fördern sowie ihre Selbstachtung und ihr Recht auf Selbstbestimmung zu stärken. Es ist wichtig, dass wir Erwachsene sie darin bestärken, ihre Gefühle ernst zu nehmen und auszudrücken. Denn Gefühle sind Signale und bieten Orientierung. Der inneren Stimme zu vertrauen heißt Zutrauen zu sich selbst zu haben und handlungsfähig zu sein. Mädchen und Jungen, deren Rechte und Grenzen von uns Erwachsenen im Alltag akzeptiert werden, haben weniger Ängste und sind selbstbewusster.

Dies kann nur gelingen, wenn wir als Erwachsene Mädchen* und Jungen* grundsätzlich mit einer solchen Erziehungshaltung begegnen. Wirkung können wir nur erzielen, wenn wir Kindern unsere Haltung glaubhaft vermitteln können, d. h. wenn diese Grundsätze im Alltag auch wirklich gelten. Kinder nehmen uns beim Wort. Sie überprüfen kritisch, ob das, was wir ihnen vermitteln, nur Worthülsen sind oder ob wir mit unserer ganzen Person dahinter stehen. Im Alltag heißt das, Kinder zu unbequemen Kindern zu erziehen. Kinder, die mit einem Gefühl für ihre Rechte und Grenzen aufwachsen, deren Nein akzeptiert wird, auch von Erwachsenen, sind selbstbewusster und handlungsfähiger und haben größere Chancen, sich Hilfe zu holen, wenn sie allein nicht mehr weiter wissen. Für uns als Erwachsene ist es eine echte Herausforderung, denn unbequeme Kinder bedeuten eine ziemliche Anstrengung.

Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten

Den besten Schutz sehen wir in einer sachlichen Aufklärung und dem Respekt von Kindern als eigenständige Persönlichkeiten. Wir sind der festen Überzeugung, dass Kinder ihre Gefühle deutlich zum Ausdruck bringen, wenn sie von klein auf in ihren Gefühlen respektiert wurden. Wir nehmen Kinder ernst, wenn es darum geht, dass sie satt sind, dass sie müde sind oder dass ihnen die Schürfwunde wehtut. Durch solche scheinbaren Banalitäten entwickelt sich nicht das Gefühl „Die Erwachsen wissen grundsätzlich besser als ich, was gut für mich ist“, das nach unserem Verständnis der perfekte Nährboden für Übergriffe ist.

Gleichzeitig vermitteln wir den Kindern und Jugendlichen in unserer Vorbildfunktion, dass auch wir Grenzen haben und „Nein“ sagen: Wir sind nicht 24-Stunden-Helfer*innen, wir möchten nicht diskriminiert werden, nicht immer umarmt werden, wir haben körperliche Grenzen und brauchen auch mal eine Pause.

Partizipation und Auflösung von Machtstrukturen

Die Kinder und Jugendlichen werden im größtmöglichen Maß in allen Fragen und Entscheidungen des Verbandes eingebunden. Die Kinder und Jugendlichen werden genauso gehört und ihr Einwände werden genauso ernst genommen wie die der Erwachsenen. Kinder und Jugendliche fühlen sich dadurch durch uns ernst genommen und schätzen uns als wichtige Vertrauenspersonen.

Wen man sexuelle Gewalt definiert, geht es immer um eine Bedürfnisbefriedigung, die die*der Täter*in dadurch erhält, dass sie*er ihre*seine Machtposition gegenüber den Kindern und Jugendlichen und deren Abhängigkeit ausnutzt und ihre Grenzen überschreitet. Dabei handelt es sich um eine bewusst geplante, meist gut vorbereitete Tat. Die sexuelle Instrumentalisierung eines Kindes oder Jugendlichen wird oft mittels Drohungen durchgesetzt und von einem Geheimhaltungsgebot begleitet. Die meisten Täter sind Männer aus dem direkten Nahumfeld der Kinder und Jugendlichen.

In unserem Verband gibt es niedrige Machtstrukturen. Kinder gleichberechtigte Gruppenmitglieder gegenüber Helfer*innen. Jugendleiter*innen bei den Falken nennen sich selber Helfer*innen, um zu verdeutlichen, dass sie da sind, um die Kinder und Jugendlichen bei der Selbstorganisation zu unterstützen und nicht nur ein Programm anbieten, das konsumiert werden kann.

Sachliche Aufklärung statt Angst

Wir sehen es als unsere Aufgabe, mit Kindern und Jugendlichen über sexuelle Gewalt zu sprechen. Dabei verfallen wir nicht in Aussagen wie. „Steig nicht in fremde Autos ein!“ oder „Geh nicht mit Menschen mit, die du nicht kennst!“ Diese Aussagen führen lediglich zu Verängstigung und zur Verstärkung der Abhängigkeit von Betreuungspersonen – wiederum ein Nährböden für sexuelle Übergriffe, denn fehlinformierte, unsichere und abhängige Kinder sind ideale Opfer. Prävention soll Kinder in die Lage versetzen, sexuelle Übergriffe zu erkennen, sich gegen sie wehren und sich damit selbst schützen zu können.


Informationen für Eltern

Liebe Eltern,

wir Falken als Kinder- und Jugendselbstorganisation möchten für eure Kinder ein sicherer Ort sein.  Als Kinder- und Jugendverband sehen wir unsere besondere Verpflichtung in der Prävention von sexualisierter Gewalt. Daher legen wir hier unseren Arbeitsschwerpunkt im Kinderschutz. Auf dieser Seiten haben wir einige Informationen zum Thema für euch zusammengestellt.

Wo findet Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen statt?

Nur wenige Täter(*innen) sind den betroffenen Kindern oder Jugendlichen wirklich fremd. Aus der Perspektive der Täter und Täterinnen ist es deutlich einfacher, auf bestehende Vertrauens-, Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zu bauen, als einen Kontakt zu fremden Kindern oder Jugendlichen herzustellen. Sexueller Missbrauch findet daher vor allem im nahen sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen statt. Dazu gehören der Freundes- und Bekanntenkreis der Familie, die Nachbarschaft, die Verwandtschaft sowie die Familie selbst

Auch Bildungs-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, in denen sich Kinder aufhalten, sind Orte, an denen sexualisierte Gewalt stattfindet. Potenzielle Täter(*innen) wählen häufig pädagogische oder therapeutische Berufe oder (ehrenamtliche) Betätigungsfelder, in denen es möglich ist, sich Kindern und Jugendlichen leicht und dauerhaft zu nähern. Sie nutzen die Autorität, die ihnen in anerkannten – etwa pädagogischen, sportlichen oder religiösen – Einrichtungen zukommt, und profitieren von dem Vertrauen, das Eltern ihnen entgegenbringen.

Sie zeichnen sich zudem häufig durch pädagogisches Geschick aus, sind meist beliebt und gelten bei den Kolleg*innen als besonders engagiert. Gerne übernehmen sie ungeliebte Tätigkeiten, decken kleine Schwächen oder professionelle Fehler der Kolleg*innen – und sorgen so für eine Atmosphäre der Dankbarkeit und Loyalität.

Systematisch erschleichen sie sich das Vertrauen der Kinder, bevorzugen einzelne Mädchen* oder Jungen*, stellen sich scheinbar auf eine Stufe mit der*dem (potenziellen) Betroffenen indem sie eine exklusive Beziehung errichten und die anderen Erwachsenen als bedrohlich oder wenigstens verständnislos darstellen . So gelingt es, das Mädchen* oder den Jungen* von der Umwelt zu isolieren, stärker an sich zu binden und immer weiter von helfenden Personen abzuschirmen.

Institutionelle Kindeswohlgefährdung bei den Falken?

Ein besonders hohes Risiko Ort sexualisierter Gewalt von Kinder und Jugendlichen zu werden haben Institutionen

– mit autoritären Leitungsstrukturen

– mit „verwahrlosten“ Strukturen oder einem Leitungsvakuum

– in denen eine rigide Sexualerziehung das Gespräch über Sexualität und somit auch über erlebte sexuelle Grenzverletzungen erschwert

– in denen ein „allzu lockerer“ Umgang mit Sexualität die Achtung der Grenzen zwischen den Generationen und somit den Schutz der Kinder und Jugendlichen vernachlässigt

– die einen besonders guten Ruf zu verlieren haben

– die ein hohes Leistungsprinzip verfolgen

Diese Attribute verbindet ihr wahrscheinlich nicht mit den Falken. Die Falken sind in der Risikoeinschätzung tatsächlich geringer gefährdet. Wir sind als Einrichtung mit niedriger Hierarchie, transparenten Leitungsstrukturen und Partizipativen sowie Feminsitischen Selbstverständnis einzustufen. Entscheidungen werden in der Regel auf der Basis eines fachlichen und konsensausgerichteten Dialogs getroffen. Aber auch wir müssen daran arbeiten, ein sicherer Ort zu sein und Nischen für Täter(*innen) aufzudecken. Wir führen einen sehr offenen Umgang mit körperlicher Selbstbestimmung, reden offen über Sexualität und versuchen Kinder und Jugendliche in möglichst wenig Machtstrukturen zu erziehen und viele von uns sind nur wenige Jahre älter als eure Kindern. Wir wollen für eure Kinder Ansprechpartner*innen sein und wir wünschen uns, dass sie sich in unserem Verband wohl fühlen. Jedoch kann auch diese Atmosphäre Grenzverletzungen nicht ausschließen. Daher ist es unsere dauerhafte Aufgabe diese Nähe und die daraus resultierende notwendige Distanz im Team zureflektieren und klare Regeln zu benennen und Konsequenzen durchzusetzen.

Was macht der Verband gegen das Risiko einer institutionellen Kindeswohlgefährdung?

Die Themen Sexualität und sexuelle Gewalt werden seit vielen Jahren in unserem Verband bearbeitet, es gibt eine sehr hohe Selbstverpflichtung in unserem Selbstverständnis als Falken sowie verschiedene Handlungsstrategien sexualisierte Gewalt zu verhindern.

Auf den Unterseiten könnt ihr euch über Präventionsbausteine informieren:

Unsere Verständnis über Sexualisierte Gewalt und Sexismus sowie unsere pädagogische Haltung zum Thema

Einstellungs- und Verhaltenskodex der Gruppenhelfer*innen der Falken Sachsen

Auswahl der Helfer*innen bei den Falken Sachsen

Genderpädagogik als immanente Aufgabe des Verbandes

Beschwerdesystem für Teilnehmende, Eltern, Helfer*innen und Mitglieder

Aus- und Fortbildung unser Helfer*innen zum Thema Kinderschutz


Auswahl unserer Helfer*innen

Die Auswahl unserer Gruppenhelfer*innen geschieht über ein sehr intensives Kennenlernen. In einem ersten Gespräch werden folgende Eckpunkte mit den potenziellen Gruppenhelfer*innen besprochen:

  • Zweck und Motivation der Falken
  • Angebote des Verbandes
  • pädagogische Grundsätze in unserer Arbeit
  • Vorstellung unseres Präventionskonzeptes
  • Motivation für die ehrenamtliche Tätigkeit, ggf. auch Hintergründe für Tätigkeitswechsel
  • Information über kontinuierliche Fortbildung und fachliche Begleitung

Wir gewinnen in der Regel Gruppenhelfer*innen über unsere Camps. Die Camps werden von allen Helfer*innen gemeinsam vorbereitet und geplant. Dies geschieht über zwei bis drei gemeinsame Vorbereitungsseminare. Dort lernen sich die Helfer*innen intensiv kennen. Während der Vorbereitungen sind die Themen Kindeswohlgefährdung und sexualisierte Gewalt Thema.

In den Kreisverbänden werden mindestens alle zwei Jahre persönliche Gespräche mit den Gruppenhelfer*innen durch die*den Jugendbildungsreferent*in geführt.

Informationen für Falken Gruppenhelfer*innen

Kinderschutz heißt Verantwortung zu übernehmen. Die Verantwortung dafür, ob sexualisierte Gewalt stattfindet oder ob sie verhindert wird, liegt nicht bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen. Es liegt in unserer Verantwortung als Erwachsene im Verband, sie zu stärken, zu schützen, sie ernst zu nehmen und ihnen zu glauben.

Das Wissen um sexuelle Gewalt (Definition, Zahlen, Fakten) ist grundlegende Voraussetzung, um Kinder und Jugendliche Unterstützung anbieten zu können und um Sicherheit im Umgang mit dieser Problematik zu erlangen. Daraus ergeben sich Folgerungen für das Verhalten der Gruppenhelfer*innen sowie Interventionsmöglichkeiten bei alltäglichen Grenzverletzungen. Dieses Wissen stärkt die eigene Sicherheit im Umgang mit Verdachtsfällen und aktuellen Krisensituationen und gibt emotionale Sicherheit im Umgang mit den Betroffenen.

Diese Seite soll euch als Falken-Gruppenhelfer*innen dabei unterstützen und euch über aktuelle Möglichkeiten zur Weiterbildung informieren:

Aus- und Fortbildungen

In den verbandsinternen Fortbildungen können Fragen zur Präventionsarbeit, zu verbandsspezifischen Vorgehensweisen bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung und besondere Probleme abgestimmt werden.

Der Landesverband organisiert jährlich sogenannte JuLeiCa-Schulungen. Das sind standardisierte Schulungen für Jugendgruppenleiter*innen. Hier beschäftigen wir uns mit Prävention und Erkennung von Kindeswohlgefährdung , mit den Themen Sexualität und körperliche Selbstbestimmung sowie Sensibilisierung für gesellschaftliche und kulturelle Strukturen, die sexuelle Gewalt begünstigen.

Im zweiten Schritt unseres Schulungskonzeptes bieten wir euch verschiedene vertiefende Fortbildungen an. Dabei werden auf die folgenden Schwerpunkte geachtet:

  • eigene Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse reflektiert wahrnehmen und äußern lernen / Gefühle und Bedürfnisse von anderen wahrnehmen
  • Grenzen setzen und akzeptieren können
  • Kennenlernen von Handlungsmöglichkeiten für alltägliche Grenzverletzungen
  • wiederholte sexuelle Übergriffe verhindern
  • frühzeitige Erkennung und Aufdeckung von Täter(*innen)schaft
  • Führen von Offenbarungsgesprächen
  • Kennenlernen von Methoden für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
  • geschlechterreflektierende Pädagogik

Falls du an einer Schulung teilnehmen willst, melde dich bitte unter info@falken-sachsen.de

Genutzte Weiterbildungsangebote externer Anbieter werden von uns finanziell unterstützt. Bitte kontaktiert uns unter info@falken-sachsen.de

Material für Helfer*innen

Wir möchten euch ermutigen, dass ihr euch weitergehender mit dem Thema beschäftigt. Im Landesbüro gibt es weitere Unterlagen zum Selbststudium. Zudem haben wir eine Reihe von Arbeitshilfen ausgewählt, die euch dabei unterstützen, Situationen und Vorfälle besser einschätzen und bewerten zu können.

Die Dokumentationen unserer Seminare findet ihr im Falken-Wiki

Zahlreiche Methoden findet ihr im Landesbüro. Wir beraten euch gern, welche Methoden geeignet sind.

Der Kinder- und Jugendring Sachsen hat für euch eine kleine Broschüre zum Thema Kindeswohl erstellt. Ihr findet sie online hier oder in gedruckter Form im Landesbüro.

Zum Thema Sexualisierte Gewalt hat der Falken Bundesvorstand eine Ausgabe der 24H Sind kein Tag herausgebracht. Ihr findet sie online hier.


Einstellungs- und Verhaltenskodex

Unter der Einbeziehung aller Akteur*innen im Verband haben wir eine gemeinsame Haltung entwickelt sowie Regeln und Handlungsweisen erarbeitet. All unsere Helfer*innen müssen diesem Einstellungs- und Verhaltenskodex zustimmen. Wichtig ist es aber auch, dass ihr und eure Kinder diese Regeln kennt.

Sexualisierte Gewalt „Geht gar nii“

Die Ausübung von sexualisierter Gewalt wird im Verband nicht bagatellisiert und toleriert und führt in jedem Fall zu Konsequenzen. Konsequenzen sind situations- und kontextabhängig und reichen von Pädagogischen Maßnahmen bis Verbandsausschluss.

Nein heißt Nein – auch nonverbal

Nein heißt Nein ist die erste Regel die Kinder bei den Falken lernen. Es ist uns wichtig, dass Kinder und Jugendliche klar ihre Position benennen können und lernen, dass andere Menschen ihre individuellen Bedürfnisse und Grenzen haben und diese zu respektieren sind. Wir pflegen eine hohe Sensibilität für Themen & Handlungen, die unangenehm sein könnten.

Wir äußern eigene Grenzen / zeigen Grenzüberschreitungen auf

Gleichzeitig vermitteln wir als Erwachsene bei Falken unseren Kindern und Jugendlichen in unserer Vorbildfunktion, dass auch wir Grenzen haben und „Nein“ sagen: Wir sind nicht 24-Stunden-Helfer*innen, wir möchten nicht diskriminiert werden, nicht immer umarmt werden, wir haben körperliche Grenzen und brauchen auch mal eine Pause.

Wir vermeiden 1:1 Betreuungssituationen, es gibt keine dauerhafte 1:1 Situation

Unsere Gruppen, Freizeiten und Ausflüge werden durch Helfer*innenteams durchgeführt. Falkenarbeit findet in Gruppen statt. Für die Gruppenarbeit stehen mindestens zwei Personen den Eltern als Ansprechpersonen zur Verfügung. Treffen zwischen einzelnen Helfer*innen und Kindern sind untersagt. Kommunikation z.B. über WhatsApp findet in Gruppenchats statt und Private Kommunikation sollte nur für organisatorische Zwecke auf ein Minimum reduziert sein.

Helfer*innen schlafen nicht mit Teilnehmenden in einem Raum oder Zelt

Wir achten sehr darauf, dass wir Unterkünfte nutzen, in denen separate Räumlichkeiten für unsere Helfer*innen vorhanden sind. Sollte das nicht umsetzbar sein, werden die Helfer*innen gemeinsam in einer Ecke des Raumes einen gemeinsamen Platz finden.

Beziehungen mit Teilnehmenden, die sex. Handlungen beinhalten sind Tabu

Punkt. Bei Missachtung dieser Regel ist der Verbandsausschluss die logische Konsequenz. Bei strafrechtlich relevanten Taten werden in Absprache mit Fachberatungen und Eltern strafrechtliche Konsequenzen folgen.

Wir bieten einen Raum, um das eigene Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen – Wir haben aber auch unsere Grenzen

Bei Konsequenzen geht es um die Wiederherstellung des Schutzraums für die Betroffenen. Wir müssen verschiedene Kontexte von sexualisierter Gewalt unterscheiden und jeweils anders damit umgehen:

  • Wenn Kinder untereinander Grenzen überschreiten, kommt es uns auf einen pädagogischen Prozess an.
  • Sexualisierte Gewalt, die von Helfer*innen ausgeht, wollen wir in jedem Fall verhindern und werden wir nicht tolerieren. Die Falken verpflichten sich dem Kinderschutz und machen keine Täter*innen-Arbeit.
  • Wenn Erwachsene die Grenzen von Erwachsenen verletzen, greifen wir ein und sind parteilich.
  • Wir sind aufmerksam bezüglich Anzeichen von sexualisierter Gewalt im häuslichen Umfeld und unterstützen die Betroffenen.

Wenn wir uns unsicher sind, holen wir uns Hilfe

Unsere Gruppenhelfer*innen werden durch unsere Ansprechpersonen bei den Falken Sachsen betreut und sind jederzeit ansprechbar. Die Falken Sachsen werden als Institution durch drei Fachberatungen (eine innerverbandlich, 2 extern) begleitet.


Genderpädagogik

Mädchen*- und Jungen*arbeit

Mädchenarbeit und Jungenarbeit finden in geschlechtshomogenen Settings statt und sind fest installiert in unsere Falkenpädagik. In verschiedenen Angeboten und Workshops für drei Altersstufen werden folgende Themen angesprochen, die hilfreich bei der Thematisierung von sexualisierter Gewalt sind:

  • Meine Gefühle sind richtig und wichtig
  • Mein Körper gehört mir
  • Nein-Sagen ist erlaubt
  • Gute und schlechte Geheimnisse
  • Typisch Mädchen – typisch Junge
  • Wie hole ich mir Hilfe?

Hilfen

Kinder und Jugendliche

Kinder, Jugendliche und Teilnehmende haben verschiedene Möglichkeiten sich zu beschweren. In einem Workshop wurde durch eine externe Referentin mit teilnehmenden Kindern und Jugendlichen des Sommerzeltlagers an der Erweiterung unseres Beschwerdesystems gearbeitet.

Die Kinder haben folgende Möglichkeiten benannt, um Probleme anzusprechen:

  • Zu den Gruppenhelfer*innen gehen
  • Zu Ansprechpersonen gehen
  • Zu Freund*innen und Geschwistern gehen
  • „Nein heißt Nein“-Regel anwenden
  • in der Gruppenstunde
  • in der morgendlichen Is-Was-Runde, in der Auswertung

Im Sommercamp kommen folgende Möglichkeiten hinzu:

  • Die Plauderecke, zum Besprechen von Probleme und Ideen
  • die tägliche Vollversammlung
  • Mädchen* – und Jungen*zelte
  • Der zentral aufgebaute Beschwerdebriefkasten

Eltern

Gern könnt ihr eure Anliegen an unsere Anprechpersonen im Kinderschutz herantragen.

Gruppenhelfer*innen / Mitglieder

Wenn ihr Probleme bemerkt, sind Marie und Ildikó als Kinderschutzbeauftragte Personen für euch ansprechbar. Falls ihr diesen Personenkreis als Vertrauenspersonen ausschließt, meldet euch bitte in unserem Bundesbüro.

Beratungsstellen bei Sexualisierter Gewalt in Sachsen

Frauen für Frauen e.V. / Leipzig

Sowieso – Frauen für Frauen e.V. / Dresden

Wildwasser e.V. / Chemnitz

Täter*innen

Anlaufstellen und Hilfen für (potentielle) Täter*innen