Heraus zum 8. März!

Historisch

  • Der “Frauentag” wurde erstmals am 28. Februar 1909 in den USA von der “Socialist Party of America” initiiert.
  • „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“ – Clara Zetkin 1910 auf der Frauenkonferenz der Sozialistischen Internationalen in Kopenhagen über den “Frauentag”
  • Forderungen: gleiche Rechte im Arbeitsleben, Wahlrecht für Frauen und mehr politische Teilhabe
  • Frauenstreik im Rüstungsbetrieb Putilow in Russland am 8. März 1917 unter dem Motto “Für Brot und Frieden” als Auftakt der Februarrevolution
  • Die UNO erklärt 1975 den 8. März zum „International Women’s Day“
  • Seit dem 24. Januar 2019 ist der 8. März ein offizieller Feiertag in Berlin

Begriff

“Frauentag”? Wieso dann “feministischer Kampftag”?

Wir verwenden “feministischer Kampftag” als Bezeichnung für den 8. März, um auf die politischen und sozialen Dimensionen des Frauen*tags hinzuweisen, die über bloße symbolische Anerkennung, wie das Verschenken von Blumen, hinausgehen. Damit betonen wir die historische Rolle von Frauen* in sozialen Bewegungen und kämpfen weiterhin für Themen wie Lohngleichheit, reproduktive Rechte, Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen* und andere Formen der Diskriminierung.

Außerdem erfahren auch bspw. nicht-binäre Menschen Unterdrückung durch das Patriarchat und tragen somit auch den Kampf dagegen mit.

Femizide

Die Tötung von Mädchen* und Frauen* aufgrund ihres Geschlechts wird als Femizid bezeichnet. Meist werden Frauen von ihren (Ex-)Partnern getötet.

In Deutschland wird alle drei Tage ein Femizid verübt, weltweit alle elf Minuten. Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland laut @femizide_stoppen mindestens 114 Frauen* aufgrund ihres Geschlechts ermordet.

Trans*Frauen sind ebenfalls von patriarchaler Gewalt betroffen, allerdings werden diese Fälle oft nicht erfasst. Femizide und Gewalt gegen Frauen* sind strukturelle und gesellschaftliche Probleme, resultierend aus vermeintlichen Besitzansprüchen von (Ex-)Partnern, Vätern oder Brüdern gegenüber Frauen* und Mädchen*.

Dabei sind Femizide jedoch nur ein Beispiel für die tiefer liegende und alltäglich ausgeübte patriarchale Gewalt.

Patriarchale Gewalt, die Männer vor allem im privaten, aber auch im öffentlichen Raum an Mädchen* und Frauen* ausüben, folgt kapitalistischer Logik. Im Kern des kapitalistischen Systems liegt die Ausnutzung unbezahlter Sorge- und Pflegearbeit (Care Arbeit) von Mädchen* und Frauen*. Diese Ausbeutung ist grundlegend für das Funktionieren dieses Wirtschaftssystems und wird durch patriarchale Gewalt aufrechterhalten.

Andersherum ermöglicht der Kapitalismus erst patriarchale Gewalt. Er ist von Natur aus ein gewalttätiges System, das auf Ausbeutung und Unterdrückung basiert, was sich in verschiedenen sozialen Hierarchien, einschließlich der Geschlechterhierarchie, widerspiegelt. Durch diese werden patriarchale Gewalt und Femizide erst ermöglicht.

Wir betrachten das Verhältnis von patriarchaler Gewalt und Kapitalismus als Teil eines breiten Systems sozialer Ungerechtigkeit und Unterdrückung, das durch ökonomische, soziale und kulturelle Strukturen verankert ist.

Feminismus & Falken

Die Falken haben eine lange Tradition in der Mädchen*arbeit und Koedukation (gemeinsame Erziehung und Bildung aller Geschlechter), um Mädchen* und Frauen* eine gleichberechtigte Teilnahme am Verbandsleben zu ermöglichen. Dabei widersetzen wir uns einer patriarchal geprägten Gesellschaft, die die Unterordnung von Frauen* fortlaufend aufrechterhält. Unser Ziel ist es, dass wir durch das Formulieren eigener Vorstellungen und Ziele auch Einfluss auf die gesamte Bewegung nehmen können und unsere Interessen so Berücksichtigung finden.

Der gegenwärtige Feminismus konzentriert sich oft darauf, die Gleichstellung innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft zu erreichen. Dies ist zwar wichtig, jedoch führt dieser Fokus dazu, dass das „Empowerment“ von Mädchen* und Frauen* lediglich als Anpassung an diese Gesellschaft betrachtet wird, anstatt auf ein menschenwürdiges Leben abzuzielen.

Dies bedeutet, dass Mädchen* und Frauen* darauf trainiert werden, der männlichen Konkurrenz nachzueifern, anstatt grundlegende Aspekte wie Lohnarbeit, Konkurrenz und Leistungsdruck in Frage zu stellen.

Da auch wir Falken von gesellschaftlichen Strukturen und vorherrschenden Bildern von Geschlechterrollen beeinflusst sind, gibt es bei uns getrennte Mädchen*- und Jungen*arbeit in gleichgeschlechtlichen Gruppen. Ziel der Mädchen*arbeit ist es, Mädchen* unter Berücksichtigung ihrer individuellen Lebensumstände zu stärken und sie zu ermutigen, sich selbstbewusst und kritisch in gesellschaftliche Debatten einzubringen. In der Jungen*arbeit steht die Sensibilisierung für und die Befreiung von traditionellen Vorstellungen von „Männlichkeit“ im Fokus, sowie die Reflexion der eigenen Sozialisierung. Es ist wichtig anzumerken, dass Mädchen*- oder Jungen*arbeit niemals dazu führen sollte, Geschlechterstereotype zu verstärken oder die Konkurrenz zwischen den Geschlechtern zu fördern.

Wir wissen natürlich, dass nicht alle sich in die Kategorien „Mädchen*“ und „Junge*“ einordnen können oder wollen. Daher soll unsere Pädagogik auch trans*- und inter*geschlechtliche Kinder und Jugendliche einschließen und einen Raum für die Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung bieten.

Um all diese Ansprüche in der Falkenpädagogik umzusetzen, werden die Auseinandersetzung mit Geschlechterverhältnissen, geschlechtssensibler Pädagogik und die Prävention sexualisierter Gewalt in die Ausbildung von Gruppenhelfer*innen und in die Konzeption von Veranstaltungen einbezogen.

Bei den Falken gibt es außerdem die “Mädchen- und Frauenpolitische Kommission” (MFPK), ein Gremium des Bundesverbands. Sie berät den Bundesvorstand und vertritt dabei die Interessen der Mädchen* und Frauen* im Verband.

Demos & Aktionen

Wir rufen dazu auf, jegliche Form patriarchaler Gewalt zu bekämpfen, sich feministisch zu organisieren und heute, am 8. März, gemeinsam gegen Kapitalismus, Sexismus und Patriarchat auf die Straße zu gehen. Werdet wütend!

Quellen

Foto: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/internationaler-frauentag-feministischer-kampftag-widerstand-wir-wollen-allianzen-keine-blumen-li.143465

Historisch: https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/287033/8-maerz-internationaler-frauentag/

Femizide: https://sozialismus.ch/feminismus/2021/gewalt-an-flinta-hat-system-stuerzen-wir-es/

Feminismus & Falken: https://www.wir-falken.de/de/publications/bro-forw-mfpk